Hereinspaziert!

Spazieren Sie mit mir durch den Wiener Wurstelprater und vielleicht können Sie dann verstehen, warum ich immer wieder gerne hier bin. Mein Name ist Ingeborg und ich entführe Sie in meine Kindheit. 

Der Wurstelprater

Damals waren wir Kinder immer ganz aufgeregt, wenn es mit den Eltern in den Prater ging. Der Name “Wurstelprater”, so nennen die Wiener diesen Vergnügungspark, geht auf die Figur des “Hanswurst” zurück. Egal, wir wollen hier nicht zu sehr ins Detail gehen. Uns war auch egal, wann das Riesenrad erbaut wurde (gedreht hat es sich zum ersten Mal am 25. Juni 1897, also vor 125 Jahren) und wie viel Grünfläche es im Grünen Prater gibt. Wir wollten nur eines: möglichst jedes Fahrgeschäft nutzen (wenn geht mehrmals) und Zuckerwatte essen, bis unsere Finger komplett zusammenkleben.  Mit der Geisterbahn sind wir auch gefahren, da haben wir uns aber sehr gegruselt und laut geschrien.  

Der Hausarrest

Als wir dann älter waren und einmal alleine in den Prater durften, haben wir es mal übertrieben und sind einfach viel zu spät nach Hause gekommen. Unsere Eltern hatten sich Sorgen gemacht und ja, es gab langen Hausarrest. Immerhin galt der Prater als “unsicheres Pflaster” und Mädchen alleine hatten dort nichts zu suchen am Abend. Vieles hat sich verändert in den letzten Jahrzehnten. Rund um den Wurstelprater sind in der Leopoldstadt neue Viertel entstanden. Es gibt die Wirtschaftsuniversität, neue Wohnkomplexe und hohe Bürogebäude für namhafte Firmen. Auch die Messe Wien wurde aufgewertet. 55.000 m2 Ausstellungsfläche und ein großes Kongresszentrum findet man dort. Aber zurück zu meinen Kindheitserinnerungen. Wir sind sehr gerne mit dem Autodrom gefahren und das Kettenkarussell haben wir auch geliebt. Highlight war aber immer die Fahrt mit dem Wiener Riesenrad. Von dort hat man einen wunderbaren Ausblick über ganz Wien und es dreht sich sehr langsam. Erwähnen möchte ich auch die Faszination “Zwergerlbahn”. Diese gibt es noch immer und sie ist die älteste Hochschaubahn in Wien. Man fährt vorbei an kitschigen Gartenzwergen und am Ende gibt es eine nasse Überraschung, wenn man sich nicht rechtzeitig duckt. Aber probieren Sie diesen Adrenalinkick einfach selbst.  

Die Fahrgeschäfte

Heute gibt es eine schöne Mischung aus ur wilden Fahrgeschäften und es gibt aber auch noch immer für die ganz Kleinen entzückende Autobahnen und kleine Karussells. An meinem 50. Geburtstag habe ich das “Extasy” ausprobiert und bin fast ohnmächtig geworden. Was für eine Fahrt! Nochmals mache ich das sicher nicht wieder. 

Die Kulinarik

Im Prater verhungert auch niemand. Neben den klassischen Jahrmarktsköstlichkeiten wie Zuckerwatte, gekochten Maiskolben, Popcorn und fettigem Langos findet man sehr günstige Restaurants im Prater. Ein Schnitzel mit Pommes gibt es schon unter 10,- Euro. Berühmt ist natürlich auch das Schweizerhaus. Es soll bereits 1766 als Schweizer Hütte im damals noch nicht öffentlichen Prater bestanden haben. Bekannt ist man dort für seinen schattigen Gastgarten, das Budweiser Bier und natürlich die knusprig gebratene Stelze (Schweinshaxe).  

Da ich auch im 2. Bezirk, der Leopoldstadt, wohne, gehe ich oft im Wurstelprater spazieren. Wenn Freunde in Wien sind, gehört ein Besuch im Sommer im Schweizerhaus natürlich dazu. Danach fahren wir eigentlich immer mit der Grottenbahn. Die Dame, die dort an der Kassa sitzt, ruft bei Fahrtbeginn immer “Vollgas” und dann setzt sich die Bahn mit Schrittgeschwindigkeit in Bewegung und führt uns durch die Märchenwelt. Die Grottenbahn ist sehr alt und hat uns schon als Kinder immer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Die Erinnerungen

Den Wurstelprater erreichen Sie vom Hotel aus in nur wenigen Minuten zu Fuß. Genießen Sie das Treiben dort, die vielen verschiedenen Geräusche. Schließen Sie die Augen, nehmen Sie die Gerüche von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte wahr und erinnern Sie sich wie ich an Ihre Kindheit. Es ist eine hoffentlich schöne Erinnerung! 

Liebe Grüße

Ingeborg

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